Robert Löwensohn


Biographie

 

Robert Löwensohn 1916
ROBERT LÖWENSOHN MIT SEINER VERLOBTEN UND ZUKÜNFTIGEN FRAU ELLA RUTH MÜNDHEIM 1916 (→BILDNACHWEIS)

Robert Löwensohn wurde am 20. März 1895 als drittes Kind des Fürther Druckereibesitzers THEODOR LÖWENSOHN (1853 – 1931) und seiner Frau Rosa, geb. Stockheim, (1862 – 1934) in Fürth geboren. Nach 3 Jahren Volksschule besuchte er anschließend das Humanistische Gymnasium in der Königstraße 105 in Fürth. Wegen einer Augenkrankheit und einer daraus resultierenden, starken Kurzsichtigkeit musste Robert Löwensohn dieses bereit jedoch nach 7 Klassen wieder verlassen. Fortan wurde er nun bis zu seinem Abschluss 1 ½ Jahre von Hauslehrern in der elterlichen Villa in der Hornschuchpromenade 3 unterrichtet. Nach der Besserung seines Augenleidens trat er Anfang 1913 zunächst als Lehrling in die väterliche BILDERBÜCHERFABRIK LÖWENSOHN ein und machte dort eine Ausbildung zum Kaufmann. Anschließend besuchte er für ein halbes Jahr die preußische Kunstgewerbeschule in Barmen. Von dort aus ging es auch für Robert Löwensohn, so wie es bei vielen Familien des jüdischen Bürgertums üblich war, ins Ausland, um dort seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Im Juli 1914 trat er die Reise nach London an, um dort für längere Zeit zu leben und zu arbeiten.

Doch bereits einen Monat darauf begann mit der Mobilmachung des Deutschen Kaiserreichs der Erste Weltkrieg. Robert Löwensohn kehrte am 1. August 1914 sofort mit einem der letzten Schiffe nach Hamburg zurück, um sich am 4. August als Kriegsfreiwilliger bei der 3. bayerischen Train-Abteilung in Fürth zu melden. Nach seiner dortigen Grundausbildung im I. Ersatz-Bataillon und der Beförderung zum Gefreiten kam er am 15. Oktober zur 317. Etappen-Munitions-Kolonne, mit der er bis zum Februar 1916 an Gefechten in Frankreich, Galizien, Polen und an der griechischen Grenze in Serbien teilnahm. 2 Nach einer ersten Verwundung bei Stellungskämpfen in Französisch-Flandern wurde er vom Genesungskommando des III. bayerischen Armeekorps wieder dem I. Ersatz-Bataillon der 3. bayerischen Train-Abteilung zugeteilt. Im März 1916 wurde er dann auf freiwillige Meldung zum 21. BAYERISCHEN INFANTERIE-REGIMENT versetzt, wo er, mittlerweile zum Feldwebel und Offiziers-Aspiranten befördert, seinen Hauptmann und Kompanieführer Kommerzienrat ALBERT ROSENFELDER im II. Rekruten-Depot des I. Ersatz-Bataillons als Zugführer bei der Ausbildung neuer Rekruten unterstützte. Vermutlich war Robert Löwensohn auch anwesend, als Albert Rosenfelder während einer Infanterieübung am 1. Juli 1916 auf dem TRUPPENÜBUNGSPLATZ HAINBERG durch einen tödlichen Schuss in den Kopf vom Pferd fiel und starb.

Postkarte Lager Hammelburg
POSTKARTE DES LAGERS HAMMELBURG (→BILDNACHWEIS)

3 Wochen später versetzte man am ihn am 21. Juli nach Nürnberg zur neugebildeten 5. Ersatz-Maschinengewehr-Kompanie,  für die er vom 1. bis 18. September 1916 an einem Maschinengewehr-Lehrkurs in der Ende 1914 gegründeten Maschinengewehrschule im Lager Hammelburg teilnahm. Nach einer fast siebenmonatigen Zeit in Franken musste Robert Löwensohn schließlich am 26. September als Teil einer Maschinengewehr-Kompanie des 11. bayerischen Infanterie-Regiment zurück an die Westfront. 2  Am 7. Januar 1917 wurde er zum Verpflegungsoffizier für den Stab seines Bataillons  befördert und erhielt am 6. März 1917 schließlich sein Offiziers-Patent zum Leutnant der Reserve. Zuvor hatte man ihn vor die Wahl zwischen dem Eisernen Kreuz und einem Offiziersrang gestellt, da beides, gab man ihm zu verstehen, für einen Juden wohl zu viel wäre. 3 So war er auch der erste und einzige Offizier jüdischer Religion in seinem Regiment. Trotzdem erhielt er schließlich am 29. März 1917 doch noch Eiserne Kreuz II. Klasse.

orden-robert-lowensohn
ORDEN UND AUSZEICHNUNGEN VON ROBERT LÖWENSOHN (→BILDNACHWEIS)

Am 10. Mai 1917 durfte Robert Löwensohn einen 20-tägigen Erholungsurlaub in Fürth und Bad Kissingen antreten, bevor er am 1. Juni wieder zu seinem Regiment an die Front musste, wo er nun Kommandeur eines Maschinengewehr-Zuges war. Kurz darauf wurde er am 8. Juni bei Kämpfen im französischen Wytscheate durch einen Granatsplitter am rechten Oberschenkel zum zweiten Mal verwundet und musste ins Feldlazarett 12 des III. Armeekorps bei Roubaix eingeliefert werden. Von dort aus ging es für ihn in einem der zahlreichen Verwundetentransporte in die als Reserve-Lazarett genutzte Park-Klinik in Stettin.  Nach seiner Genesung durfte Robert Löwensohn, der durch seine Kriegsverletzung frontunfähig geworden war, am 20. Juni einen einmonatigen Heimaturlaub in Fürth antreten. Gleichzeitig musste er sich außerdem eine immer größer werdende Furunkel im als Fürther Garnisonslazarett genutzten Städtischen Krankenhaus ambulant behandeln lassen. Nach der Heilung kam er Ende Juli zur 2. Ersatz-Maschinengewehr-Kompanie, die sich in der Infanterie-Kaserne des 11. bayerischen Infnterie-Regiments in Regensburg befand. Dort war er für die Schulung neuer Maschinengewehrschützen zuständig und nahm an mehreren Lehrkursen auf den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Lager Hammelburg teil.

Während sich nach dem Waffenstillstand und der Demobilisierung des bayerischen Heeres im Dezember 1918 viele der Soldaten auf dem Weg nach Hause machten, blieb Robert Löwensohn und schloss sich trotz seiner jüdischen Religion einem der bayerischen Freikorps an. Im April 1919 war er als an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Diesem Umstand hatte er zu Verdanken, dass er Anfang 1942, als er in dem französischen KZ Royallieu interniert war, wieder freigelassen wurde. 1 Nach der Auflösung der Freikorps und der Rückkehr nach Fürth  wohnte Robert Löwensohn zunächst übergangsweise in der Königswarterstraße 24.  Vermutlich aus  Anlass des 75-jährigen Firmenjubiläums übergab ihm sein Vater Theodor Löwensohn im Juli 1919 den Rest seines Anteils an der BILDERBÜCHERFABRIK LÖWENSOHN und Robert Löwensohn seinem Bruder GUSTAV LÖWENSOHN und ERNST ROSENFELDER zum dritten Mitinhaber des Unternehmens.

Königswarterstraße 56
WOHNHAUS IN DER KÖNIGSWARTERSTRAßE 56 (STADTARCHIV FÜRTH – GF 543)

Am 14. Juni 1919 heiratete er in Würzburg Ella Ruth Mündheim (1895 – 1942), Tochter des Hannoveraner Augenarztes Max Mündheim (1864 – 1937) und seiner Frau Frieda Mündheim geb. Heim (1871 – 1933), der Tante von Ernst Rosenfelder. Das Paar bezog eine 5-Zimmer-Wohnung im 2. Stock der Königswarterstraße 56. Ein Jahr darauf wurde am 14. März im Fürther Nathanstift die erste Tochter Anne-Marie (1920 – 2015) geboren, die im Februar 1948 in Paris den Berliner Elektroingenieur und Photographen Alexandre Vitkine (1910-2014) heiratete. Später wurden außerdem die beiden Söhne Hans-Felix (1922 – 1923), der bereits nach 10 Monaten starb, und Gerhard (1926 – 2013), der sich in Frankreich später in Gérard Langlois umbenannte, geboren.

1928 kaufte  Robert Löwensohn für sich und seine Familie im exklusiven Fürther Villenviertel Dambach-Westvorstadt die Villa des ehemaligen Fürther Stadtrats und Rechsanwaltes Justitzrat Georg Hohner in der Bismarckstraße 25. Von einem Berliner Architekten ließ er  anschließend das Interieur sowie den angrenzenden großen Garten, um den sich ein neu angestellter Gärtner kümmerte, im modernen Bauhausstil neu gestalten. 1 In der Villa wohnte zusammen mit der Familien Löwensohn außerdem die Hausangestellte Linda Haas sowie das Kindermädchen Elise Landauer, das auf den kleineren Gerhard aufpasste. 1

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 musste die Bilderbücherfabrik Löwensohn Ende 1937 an die Kunstanstalten May AG (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Robert Löwensohn, der bereits seit 1935 geschäflich für die Bilderbücherfabrik zur Hälfte in Paris lebte, entschloss sich 1938 mit seiner Familie ganz nach Frankreich zu ziehen, um den Repressalien des NS-Regimes zu entkommen. Am 6. August verließ er  die vorübergehende Wohnung im 1. Stock in der Kaulbachstraße 15 in Nürnberg, um endgültig nach Frankreich zu emigrieren, wo die Familie in einer Villa in der 31 Avenue Daumesnil in dem Pariser Vorort Saint-Mandé lebte. 1

Robert Löwensohn
ROBERT LÖWENSOHN KURZ VOR SEINER VERHAFTUNG IM AUGUST 1942 (→BILDNACHWEIS)

Nach seiner ersten Verhaftung Anfang 1942 mit dem anschließenden Aufenthalt im französischen KZ Royallieu und der folgenden Entlassung wurde Robert Löwensohn zusammen mit seiner Frau Ella in Lyon am 26. August 1942 erneut verhaftet und in das berüchtigte Sammellager Drancy nordöstlich von Paris gebracht.  Von dort aus wurden sie am 18.  September 1942 mit dem Transport 34 unter der Nummer 159 ins Vernichtungslager KZ Auschwitz II-Birkenau deportiert, wo seine Frau Ella vermutlich kurze Zeit später durch Gas ermordet wurde. 4 Am 1. April 1944 lieferte man Robert Löwensohn unter der Gefangenennummer 177976 in das Arbeits- und Stammlager KZ Auschwitz I ein. 5 Als im Januar 1945 die Rote Armee näher rückte, wurde auch Robert Löwensohn mit etwa 60.000 weiteren Häftlingen evakuiert. Er soll im Februar 1945 auf den Todesmärschen Richtung Westen an Erschöpfung gestorben sein.