Biographie

Geheimrat Theodor Löwensohn wurde am 21. Februar 1853 als drittes Kind des Druckereibesitzers Gerson Löwensohn (1817 – 1871) und seiner Frau Helene geb. Zenner (1821 – 1914) in Fürth geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und der Königlichen Gewerbeschule Fürth in der Blumenstraße machte er wohl zunächst eine Ausbildung zum Kaufmann. Nach dem Tod seines Vaters 1871 wurde Theodor Löwensohn zusammen mit seinem Bruder Bernhard Löwensohn (1849 -1910) am 3. August 1880 Inhaber der 1844 gegründeten BILDERBÜCHERFABRIK LÖWENSOHN. Am 21. August 1882 heiratete er in Mannheim Rosie Stockheim (1862 – 1934), Tochter des jüdischen Weinhändlers Max Stockheim (1835 – 1806) und seiner Frau Sophie geb. Kiefe (1838 – 1904). Das Paar hatte drei Kinder: GUSTAV (1883 – 1943), Johanna (1886 – 1934) und ROBERT (1895 – 1945). Die Familie wohnte zunächst im 2. Stock der Blumenstraße 15 über den Fabrikräumen der Bilderbücherfabrik Löwensohn.

Von 1889 bis 1890 ließ er sich dann zusammen mit seinem Bruder Bernhard Löwensohn von dem Architekten Gottlob F. Hildenbrand ein prächtiges Doppelwohnhaus in der HORNSCHUCHPROMENADE 3 & 4 bauen, das den erlangten Wohlstand der Familie widerspiegelte. 1899 wurde Theodor Löwensohn vom bayerischen Prinzregenten Luitpold zum Königlichen Kommerzienrat ernannt. Außerdem wurden ihm immer wieder Auszeichnungen wie der Verdienstorden vom Heiligen Michael IV. Klasse oder die Prinzregent Luitpold-Medaille in Silber verliehen. 1907 zog sich Theodor Löwensohn aus dem aktiven Geschäft der Bilderbücherfabrik Löwensohn zurück und übergab einen Teil seines Anteils an seinen ältesten Sohn Gustav Löwensohn. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs engagierte sich Theodor Löwensohn nun vor allem in der bereits kurz nach der Mobilmachung geschaffenen Städtischen Kriegsfürsorge in Fürth. Auch organisierte er an den Kriegsweihnachten für die Arbeiterkinder der Bilderbücherfabrik Löwensohn sowie für die Fürther Kinder, deren Väter gefallen waren, Bescherungen in seinem Wohnhaus in der Hornschuchpromenade. Für seine verschiedensten Verdienste und Stiftungen während des Krieges wurde ihm am 7. Januar 1917 vom bayerischen König Ludwig III. der Titel Königlich Geheimer Kommerzienrat verliehen. Die nächst höhere Stufe des Kommerzienrates machte hoffähig, was bedeutete, dass der Geheimrat, seine Frau sowie seine Töchter Zugang zum gesellschaftlichen Leben des bayerischen Königshofes erhielten.
Als auch der jüngste Sohn Robert Löwensohn aus dem Elternhaus in der Hornschuchpromenade 4 ausgezog, entschieden sich Theodor und Rosie Löwensohn im September 1918 eine eigene, luxuriöse Suite im nahegelegen Fürther Parkhotel in der Hindenburgstraße 15 zu beziehen. Wohl aus Anlass des 75-jährigen Firmenjubiläums übergab Theodor Löwensohn im Juli 1919 den Rest seines verbliebenen Anteils an der Bilderbücherfabrik Löwensohn schließlich an seinen zweiten Sohn Robert Löwensohn. Theodor Löwensohn, der fortan nur noch als Seniorchef auftrat, widmete sich im Ruhestand nun vor allem der Verwaltung seiner zahlreichen Stiftungen.
Er stirbt am 10. April 1931 im Alter von 78 Jahren. Nach der Einäscherung im Krematorium des Nürnberg Westfriedhofs wurde seine Asche auf dem Urnenfeld des NEUEN JÜDISCHEN FRIEDHOFS in Fürth beigesetzt.

Der Fürther Oberbürgermeister Dr. Robert Wild ehrte Theodor Löwensohn in der darauf folgenden Stadtratssitzung mit einem Nachruf, der am 17. April 1931 auch im Fränkischen Anzeiger veröffentlicht wurde:
„Der Geheime Kommerzienrat Herr Theodor Löwensohn ist vor kurzem verstorben und in aller Stille in Nürnberg eingeäschert worden. Als einstiger Seniorchef der Weltfirma G. Löwensohn, deren Kunsterzeugnisse in aller Länder gehen, gehörte er zu den ersten und angesehensten Großindustriellen und namhaften Bürgern der Stadt. Seine mit reichen Bürgertugenden ausgestattete Persönlichkeit genoß in weitesten Kreisen alle Hochschätzung. Immer hat er eine opferbereite, allen öffentlichen Angelegenheiten wärmstes Interesse zuwendende Gesinnung an den Tag gelegt. Seinen stark ausgeprägten Gemeinsinn sind sehr ansehnliche Stiftungen für Arbeiter und Angestellte, für Unterrichtszwecke, Verschönerung der Stadt, Unterstützung von Kriegsteilnehmerfamilien und andere vaterländische und vaterstädtische Zwecke zu verdanken. Als treuer sozialer Fürsorger schloss er besonders auch die Jugend in sein Herz; er begründete bekanntlich die Ferien- und Waldkolonie (Waldschule) Cadolzburg, die er im Bunde mit seiner ebenso warmfühlende Gattin und als Vorsitzender des Vereins für Ferien- und Waldkolonien allzeit betreute und stützte. Für Kriegsfürsorgezwecke aller Art spendete und warb er sehr namhafte Beträge, darunter ganz besonders wieder für die Kriegskinder=Weihnachtsbescherungen, für die Konfirmanden=Ausstattung usw. Seine werktätige Hilfe im einzelnen aufzuzählen, ist hier nicht möglich. Ein besonderes Verdienst aber, das den Namen Theodor Löwensohn mit unserem Stadttheater für alle Zeiten ehrenvoll verknüpft, bedarf noch der Erwähnung. Um das Zustandekommen eines Bürgerfonds von 300.000 ℳ zur Erbauung des Stadttheaters, den er selbst mit einer beträchtlichen Spende stärkte, warb er seinerzeit unablässig und brachte auch durch den Kauf einer Anzahl von Anwesen an der Königstraße für die Stadt mit einem Schlage die jahrelang die städtischen Kollegien beschäftigte Platzfrage zur günstigen Lösung. So war der edle Verblichene ein treuer Sohn seiner Vaterstadt, für deren Selbstständigkeit er jederzeit eingetreten ist, und manches Blatt unserer Stadtgeschichte gibt von seinem Leben und Wirken Zeugnis für vorbildliches Bürgertum. Die Stadt Fürth und ihre Verwaltung werden dem Andenken dieses ausgezeichneten Mannes stets ein ehrendes Gedächtnis weihen. Der Witwe und den übrigen Familienangehörigen habe ich durch ein Schreiben und mit einer Kranzspende aufrichtige Teilnahme zum Ausdruck gebracht„
Der Stadtrat erhob sich von seinen Sitzen. In einem in der gleichen Ausgabe des Fränkischen Anzeigers veröffentlichtem Schreiben bedankte sich Gustav Löwensohn „für seine Mutter für die durch Oberbürgermeister Dr. Wild der ganzen Familie anläßlich des Ablebens des Vaters, Geheimrats Löwensohn, ausgesprochene Teilnahme der Stadt und des Stadtrates.“
Soziales Engagement
1914 wurde Theodor Löwensohn im Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Bayern als Millionär mit einem Vermögen von 1 bis 2 Millionen Goldmark, was heute etwa 8 bis 19 Millionen Euro entspricht, gelistet.1 Einen Großteil dieses Vermögens stiftete er bis zu seinem Tod 1931 für die verschiedensten Zwecke und Einrichtungen:
Am 15. November 1894 gründete Theodor Löwensohn zusammen mit seinem Bruder Bernhard anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Bilderbücherfabrik Löwensohn eine Stiftung über je 15.000 ℳ für die Angestellten des Unternehmens. Dabei sollte die „Bernhard Löwensohn’sche Arbeiterstiftung“ „für die Hinterbliebenen […] der Arbeiter […] Sorge […] tragen, so daß es denselben mit Hilfe der ihnen zugewendeten Unterstützung leichter wird, sich durchs Leben zu bringen“, 2 während die „Theodor Löwensohn’sche Arbeiterstiftung“ beabsichtigte „denen, die treu und fleißig gearbeitet haben, die Sorgen für die alten und kranken Tage zu erleichtern.“ 2 Nach dem Tod Bernhard Löwensohns erhöhte dessen Witwe 1910 die Stiftung „dem Wunsch meines sel. Mannes gemäß“ 3 um weitere 10.000 ℳ.
Anlässlich der Hochzeit seiner Tochter Johanna Löwensohn mit Robert Sahlmann (1874 – 1944) am 1. Mai 1906 spendete Theodor Löwensohn zusammen mit dem Vater des Bräutigams Kommerzienrat Anton Sahlmann (1834 – 1909) 4.000 ℳ an viele verschiedene Fürther Vereine und Verbände.
1907 schenkte Theodor Löwensohn der Stadt Fürth 10.500 ℳ für den Rosie Löwensohn’schen Fonds zur Errichtung einer Waldschule, um damit Ferienkolonien für schwächliche und genesende Kinder in Cadolzburg, Emskirchen und Pommelsbrunn zu gründen. 1911 stiftete seine Frau Rosie anlässlich des 90. Geburtstags des Prinzregenten Luitpold weitere 50.000 ℳ zu diesem Zweck. Am 19. Juni 1911 konnte dann das neue Gebäude der Cadolzburger Waldschule, der heutige Kindergarten Villa Kunterbunt, schließlich eröffnet werden. Es wurde fortan vom Verein für Ferienkolonien und Waldschulen betrieben, dem Theodor Löwensohn später immer wieder große Summen zukommen ließ. Im selben Jahr spendete er außerdem 5.000 ℳ an die Deutsche Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime.